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Burgtheater Wien: Die Bretter, die die Welt bedeuten

Burgschauspieler, Burgtheaterdeutsch, Burgtheaterintendant — das Burgtheater macht nicht nur Theater, sondern nimmt zweifelsohne auch eine wichtige Stellung in der Wiener Gesellschaft ein.

Das Burgtheater Wien ist mehr als nur ein Theater. Es ist eine Institution der österreichischen Kulturlandschaft. Und zwar ist es so angesehen, dass SchauspielerInnen, die mit dem Burgtheater in Verbindung stehen, fast schon selbst zur Institution werden.

Das größte deutschsprachige Sprechtheater Europas

Das Burgtheater Wien, von WienerInnen oft liebevoll einfach nur „die Burg“ genannt, ist das größte deutschsprachige Sprechtheater Europas und, nach der Comédie-Française, das zweitälteste europäische Sprechtheater.

Das Theater nahm seinen Anfang bereits 1741 am Michaelerplatz. Durch die Nähe zur Hofburg erhielt es nach einiger Zeit den Namen „K.K. Hoftheater nächst der Burg“. Der Name blieb, auch als das Theater 1888 nach 130 Jahren Spielbetrieb sowie vierzehnjähriger Bauzeit fernab von der Hofburg in das neue Haus am Ring einzog. Den heutigen Namen „Burgtheater“ erhielt das Haus aber erst 1919.

Schönes Aussehen, fürchterliche Akustik

Das von Gottfried Semper und Karl Hasenauer entworfene Gebäude war der erste elektrisch beleuchtete Monumentalbau. In den Stiegenhäusern beeindruckte es durch ein Deckengemälde, das der Wiener Maler Gustav Klimt gemeinsam mit seinem Bruder Ernst Klimt und mit Franz Matsch erschuf.

Weniger beeindruckend war anfangs allerdings noch die Akustik des Burgtheaters. Nach lautstarker öffentlicher Kritik wurde 1897 schließlich der Zuschauerraum umgebaut, was die Situation maßgeblich verbesserte.

Interessanterweise entwickelte sich durch die schlechte Akustik jedoch eine eigene Bühnensprache im Burgtheater. Damit das Publikum dem Bühnengeschehen besser folgen konnte, wurde kurzerhand das „Burgtheaterdeutsch“ erschaffen, eine besonders klare und deutliche Bühnensprache, die die Aussprachevariationen von SchauspielerInnen aus unterschiedlichen Regionen des deutschen Sprachraums ausgleicht.

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© Reinhard Werner/Burgtheater

Die Spielstätten des Burgtheaters

Wie viele andere Wiener Kulturinstitutionen wurde das Burgtheater bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg beschädigt und brannte am 12. April 1945 völlig aus. Während der Zuschauerraum und die Bühne mehr oder minder komplett zerstört wurden, blieb Klimts Deckengemälde wie durch ein Wunder nahezu unversehrt.

Das Haus wurde restauriert und nach etwa 10 Jahren im Ausweichquartier Ronacher zog das Burgtheater 1955 schließlich wieder am Ring ein.

Heute gehören zum Burgtheater auch das Akademietheater, das Kasino am Schwarzenbergplatz und das Vestibül. Gemeinsam unterhalten die Spielstätten pro Saison mehr als 400.000 Zuseher mit über 800 Vorstellungen. Jährlich kommen die Spielstätten auf insgesamt etwa 25 bis 30 Premieren. Regelmäßig finden auch Uraufführungen statt.

Das Burgtheater selbst bietet 1.272 Plätze und wird im Repertoiresystem bespielt. Pro Saison werden also mindestens 30 Stücke abwechselnd auf die Bühne gebracht. Seit 2014 ist Karin Bergmann die Direktorin des Burgtheaters.

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© Georg Soulek/Burgtheater

Das Phänomen Burgschauspieler

Bereits im 19. Jahrhundert entstand ein Wiener Kuriosum, das sich bis heute gehalten hat: Das Phänom des Burgschauspielers bzw. der Burgschauspielerin.

Seinen Anfang nahm es, als das Burgtheater nicht nur eine kulturelle sondern auch eine gesellschaftliche Rolle im Wien des 19. Jahrhunderts erfüllte. Bürgertum und Adel waren zwei stark getrennte gesellschaftliche Schichten, die so gut wie nie miteinander zu tun hatten — außer sie gingen ins Burgtheater. Natürlich mischten sich die Stände auch im Theater nicht, aber die Burgschauspieler „verbanden“ sie quasi miteinander. Dadurch erlangten BurgschauspielerInnen in Wien schon bald einen hohen sozialen Status.

Gerüchte um BurgschauspielerInnen waren schon immer in aller Munde, und ihre Skandale zählten zu den beliebtesten Themen der WienerInnen. Publikumslieblinge kristallisierten sich heraus, trieben den Kartenverkauf an, und dienten als Trendsetter für Frisuren. Selbst die Beerdigungen berühmter Burgschauspieler waren ein gut besuchtes Ereignis und sind es auch heute oft noch.

An besonders verdiente BurgschauspielerInnen werden die Titel Doyen und Doyenne verliehen. Diese Ehrenmitgliedschaft geht zumeist an die dienstältesten Ensemblemitglieder und bleibt bis zum Tod aufrecht. Dann wird der oder die nächste auserwählt. Es gibt also immer nur einen Doyen und eine Doyenne, die dann die Aufgabe haben, das Haus nach außen zu vertreten.

Gesprächsstoff bieten aber nicht nur jene Menschen, die im Burgtheater auf der Bühne stehen. Auch die Ernennung eines neuen Intendanten wird in manchen Kreisen der Wiener Gesellschaft heiß diskutiert.

Das Burgtheaterpublikum ist aber ganz generell nicht auf den Mund gefallen. Es kann also durchaus vorkommen, dass etwa konservativere Burgbesucher bei einer modernen Inszenierung ihrem Unmut während der Vorstellung lautstark Luft machen. Das sorgt immerhin dafür, dass ein Besuch im Burgtheater auch abseits der tatsächlichen Vorstellung immer zu einem Erlebnis werden kann.

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© Georg Soulek/Burgtheater
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